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Eine Ode an den Spaziergang.

„Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füsse.“

(Martin Walser)

In Bewegung kommen

Die WHO empfiehlt, sich regelmäßig für 150 Minuten pro Woche mäßig zu bewegen, dazu zählt beispielsweise spazieren gehen oder mindestens 75 Minuten intensiv Sport betreiben - wie etwa Laufen, Radfahren oder dergleichen.

 

Spazieren gehen? Fad! Verstaubtes Image! Von einer gesellschaftlichen Definition von Sport ist es jedenfalls weit entfernt. Leben wir doch in einer „Leistungszeit“. Höher, schneller, weiter ist die Devise. Am besten noch mit Adrenalinkick und in perfekter Pose, um ein cooles Selfie zu machen. Vielleicht sogar auf dem neuen E-Roller? Technologie ist sehr gut, passend eingesetzt. Die Fahrt auf einem E-Scooter bringt uns flott von A nach B, tut aber nichts für unsere Gesundheit.

 

Ich selber gehe gerne schwimmen, Rad fahren und auch beim Krav Maga (Selbstverteidigungssystem mit israelischem Ursprung) war ich schon anzutreffen. Während einige dem runner´ s high entgegenlaufen, bin ich jedoch begeisterte Spaziergängerin und möchte eine Lanze für diese Bewegungsform brechen. Zugegeben, es ist kein Hochleistungssport, aber nirgends kann ich so gut abschalten und mein Stresssystem herunterfahren, wie bei einer entspannten Runde in der Natur. Und darum geht es eigentlich auch. Unser System wieder ins Gleichgewicht bringen.

 

Ein simpler, aber regelmäßiger Spaziergang hilft uns dabei, nicht nur fit zu bleiben, sondern Bewegung aktiviert auch unsere Hirnfunktion. Wenn wir spazieren gehen, geht unser Geist ebenfalls auf Wanderschaft, öffnet den Horizont, entdeckt und lernt. Wir entwickeln Abstand zum Alltag und fördern unsere Achtsamkeit. Die Natur inspiriert uns mit ihren Farben, Gerüchen und wir tanken frische Luft.

 

Auch Albert Einstein tat es.

Vielleicht kennt ihr das auch. Manchmal wenn ich nachdenke, stehe ich dabei auf und gehe eine paar Schritte im Raum herum. Ich kann mich so besser konzentrieren. Neurologisch gesehen, führt die Bewegung beim Gehen dazu, dass sich die Gehirnhälften vernetzen. Gehen macht „schlauer“. Die Gedanken kommen voran, wenn der Körper vorankommt. Lt. diverser Aufzeichnungen ist auch Albert Einstein viel spazieren gegangen. Doch etwas, das ich mit ihm gemeinsam habe :)

 

Fakten-Check

Gehen kostet nichts, es wird keine Ausrüstung benötigt, es ist einfach, fast jeder kann es, fast überall, und fast jedem tut es gut, bis ins hohe Alter. Gehen hat keine Nebenwirkungen - wir können einfach losgehen! Vorausgesetzt, unser innerer Schweinehund hält uns nicht auf.

Es gibt mittlerweile viele Studien dazu. Hier ein Auszug beispielhafter Wirkung von regelmäßigen Spaziergängen - mehrmals die Woche 20-30 Minuten.

  • Waden-, Schienbein- und Oberschenkelmuskulatur werden gestärkt
  • Knie Fuß-, Knie- und Hüftgelenke werden bewegt, dies beugt Gelenksschäden vor
  • Knochendichte wird gestärkt
  • Herz- und Kreislaufsystem wird angekurbelt
  • Koordinationsfähigkeit wird verbessert
  • Muskulatur wird gekräftigt, Rückenschmerzen werden gelindert
  • Immunsystem wird gestärkt
  • Stress und Müdigkeit werden gelindert
  • Ausschüttung von Endorphinen wird angeregt, was allgemein für bessere Laune sorgt
  • Selbst bei wolkigem Himmel bekommen wir noch eine Portion Vitamin D ab
  • Kann unterstützend bei der Linderung von Depressionen und Angstzustände wirken
  • Unterstützt beim Abnehmen durch Ankurbeln des Stoffwechsels

Was sagen Ärzte dazu?

„Wer weniger weit gehen möchte, kann bewusst größere Schritte machen und die Gehgeschwindigkeit steigern, um sich in kürzerer Zeit gleich viel Gutes zu tun. Da reicht es dann schon, an drei Tagen pro Woche eine halbe Stunde in das Gehen zu investieren und 5.000 Schritte zurückzulegen. Dann sollte man aber so flott gehen, dass man dabei ein wenig außer Atem und ins Schwitzen kommt. Eine Studie mit Pensionisten aus den USA ergab, dass in der Gruppe von Männern und Frauen, die ab dem 65. Lebensjahr jeden Tag etwa 10.000 Schritte gingen, nach zwölf Jahren nur halb so viele gestorben waren wie in der Gruppe Gleichaltriger, die kaum oder gar nicht zu Fuß unterwegs waren. Das Beste am Gehen in der Ebene: Es eignet sich für nahezu alle. Außer natürlich für Menschen, die aufgrund von Verletzungen, Operationen oder Erkrankungen gehunfähig sind.“ (Auszug aus Medizinpopulär - Prim. Univ. Prof. DDr. Josef Niebauer, Vorstand Universitätsinstitut für präventive und rehabilitative Sportmedizin in Salzburg)

 

Bewegst du dich genug?

Wie sieht es mit deiner Bewegung im Alltag aus? Sitzt du mehr oder läufst du viel herum? Was schätzt du, wie viele Schritte gehst du pro Tag?

Wir legen immer weniger Wege zu Fuß zurück. Im Durchschnitt kommt ein(e) Büroangestellte(r) heute nur noch auf etwa 1.000 Schritte am Tag. Durchschnittlich benötigt ein Fußgeher„bei gewöhnlichem Schritttempo" 12-15 Minuten für einen Kilometer, geht also 4–5 km in einer Stunde. Um Schritt für Schritt körperlich und geistig vitaler zu werden, empfiehlt die WHO, täglich 10.000 Schritte zu tun, was einer Strecke von 6 bis 7 Kilometern entspricht (je nach Schrittlänge). Hört sich viel an? Ist es eigentlich gar nicht. Bei einem ganz moderaten Spaziergang "schaffen" wir bereits etwa 6.000 Schritte in einer Stunde.

 

Ein Spaziergang als Problemlöser?

Du steigst eine Station eher aus und läufst den Rest des Weges in die Arbeit? Du nimmst Treppen, anstatt den Aufzug? Perfekt. Jede Bewegung und jeder Schritt helfen uns gesund zu bleiben.

Dennoch rate ich dazu in die Natur zu gehen. In deiner Nähe gibt es sicher einen Park. Sogar ein Waldstück? Noch besser.

 

„Der Wald ist das Krankenhaus unserer Seele.“

(Hubert Maria Dietrich)

 

Wir brauchen Natur. Alles ist grün, alles blüht, die Sonne versorgt uns mit wichtigem Vitamin D, die Vögel zwitschern.

Und jetzt die Augen schließen, mehrmals ganz tief durchatmen und einfach den Geräuschen lauschen. Wir trainieren einerseits unsere Achtsamkeit und es ist Entspannung pur! Gedanken sortieren sich, Probleme werden distanzierter wahrgenommen, wir werden kreativer, unser Denken geht Spazieren.

Bilder: marketagent.com

 

Meeting im Park?

Warum nicht das nächste Meeting mit den KollegInnen in den Park verlegen? Ein Spaziergang an der frischen Luft sorgt für einen wunderbaren Weitblick, um neue Ideen fließen zu lassen.

Übrigens, auch Steve Jobs hat seinerzeit wichtige Meetings bei Apple im spazieren gehen gehalten (nachzulesen in der Biografie von Steve Jobs).

Werde dein eigener Gesundheitscoach!

Zeit für sich selber zu haben ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Die Kalender quellen über mit Terminen und To Do Listen.

Verordne dir selber eine Kurzzeit-Therapie in der Natur. Ein Spaziergang kann deine tägliche Auszeit vom Alltag sein und dir „Zeit für dich“ verschaffen: Ohne Smartphone, E-Mails, soziale Medien, Telefonate und Co. - werde dein eigener Gesundheitscoach und achte auf dich!

 

 

Wie wird Gewohnheit zur Routine?

Du willst Spaziergänge in deine täglich Routine einbauen? Neue Gewohnheiten zur Routine werden zu lassen, dauert etwas. Unser Gehirn benötigt etwa 3 Wochen bei regelmäßiger Durchführung, bis es an neue Gewohnheiten angepasst ist. Es müssen auch nicht gleich 10.000 Schritte sein. 20 Minuten am Tag reichen für den Anfang. Mit weniger Schritten starten, aber dafür auf Durchhaltevermögen setzen. Sieh den Spaziergang nicht als ein „ich muss es machen“. Freu dich darauf, es ist deine persönliche Entspannungsinsel und eine Investition in deine Gesundheit.

 

5.000 - 6.000 Schritte täglich sind ein gesundes Plus für die Gesundheit

10.000 Schritte täglich verbessern die Gesundheit langfristig

 

Du siehst, so ein einfacher Spaziergang hat viele Vorteile. Wenn du ein bisschen mehr machen möchtest, kannst du die Geschwindigkeit variieren, um ein Workout daraus zu machen. Langsam gehen, sehr schnell gehen, wieder langsam gehen.

Andere motivieren sich vielleicht mit einem Schrittzähler (es gibt mittlerweile sehr viele Apps dafür), um das Tagespensum zu schaffen.

Aber Vorsicht: Ein Spaziergang soll der Entspannung und dem Slow Down dienen und kein Leistungstest sein - sonst sitzt du gleich wieder in der Stressfalle.

 

Gemeinsam macht es mehr Spass!

Wenn du dich das nächste Mal mit einer Freundin oder einem Freund triffst, geht eine Runde spazieren, bevor ihr euch ins Kaffeehaus setzt. Beim Gehen lässt es sich auch wunderbar quatschen. 

 

 

„Das Geheimnis des Vorwärtskommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun.“ (Mark Twain)

 

Alles Liebe...

Susanne Wagner

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